TCM Therapie aktuell

TCM heute und im Wandel der Zeit

Die Traditionelle Chinesische Medizin hat in den letzten 40 Jahren einen wahren Siegeszug in der westlichen Welt erfahren. Inzwischen ist die TCM eine etablierte Therapieform innerhalb der alternativen Therapien und die Akzeptanz in der Bevölkerung ist groß. Ein großer Teil der Bevölkerung hat schon irgendwann mal in seinem Leben Akupunktur bekommen oder kann sich vorstellen Akupunktur und TCM in Anspruch zu nehmen. Inzwischen gibt es ganze Reihe von Ärzten und Heilpraktikern, die Akupunktur wenigstens als Zusatzoption anbieten. Obwohl die TCM recht bekannt und akzeptiert ist wissen viele meiner Patienten nicht was das eigentlich ist. Wie Akupunktur funktioniert und was es mit der Chinesischen Medizin auf sich hat.

Geschichte der TCM

Die Traditionelle Chinesische Medizin ist eigentlich eine „Erfindung“ der Neuzeit. Es ist die Systematisierung und Strukturierung aus vielen Bestandteilen der Chinesischen Medizin. Die Chinesische Medizin hatte eigentlich keine einheitliche Form, sondern man kann sich das ungefähr so vorstellen wie die heutige Naturheilkunde. Es gibt viele Verfahren, jeder Heilpraktiker hat eine andere Therapiemethode und beschäftigt sich mit bestimmten Schwerpunkten. Daraus entstehen oft ganz eigene neue Behandlungsmethoden, weil sie sich in der Praxis bewährt haben. Deshalb handelt es sich um eine Erfahrungsmedizin. So ähnlich war es mit der Chinesischen Medizin. Im Laufe der Jahrtausende haben sich verschieden Schulen und Behandlungsansätze entwickelt. Das Wissen wurde oft mündlich und nur innerhalb einer Ärztefamilie weitergegeben. Es existierten verschiedene Schulen, wie die Mitteschule oder die Feuerschule, die ihren Schwerpunkt auf bestimmte Diagnose und Behandlungsverfahren gelegt hatten. So ähnlich wie heute in der Naturheilkunde. Manche Heilpraktiker beschäftigen sich mit Darmerkrankungen und Colon Hydrotherapie und andere mehr mit Hormonen etc.. Hinzu kam, dass China ein sehr großes Land ist mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen. Im kalten Norden gab es andere Erkrankungen als im warmen Süden. So beschäftigte man sich im Norden und der Mongolei gezwungenermaßen mehr mit Kälteerkrankungen und im Süden mehr mit Hitzeerkrankungen.

Aus all diesen Strömungen ist in der Neuzeit die TCM entstanden. Unter Mao Tse Tung hat man Vieles zusammengetragen. Das was am besten funktioniert hat vereinfacht, systematisiert und als Behandlungssystem TCM deklariert und weitergegeben.

Möglicherweise ist diese Systematisierung, die dieser Therapieform innewohnt, eins der Erfolgsgeheimnisse der TCM.

Das Besondere der Chinesischen Medizin

Das was die Traditionelle Chinesische Medizin ausmacht ist, dass sie sich mit dem Qi und der Funktion des Körpers beschäftigt. Es gibt innerhalb der alternativen Therapien keine Therapieform, die so detailliert die Funktionalität des menschlichen Körpers beschreibt und zwar physiologisch und pathologisch. Deshalb kommt es in der Praxis bei Patienten oft zu Aha-Erlebnissen, wenn der Therapeut aufgrund der Anamnese, dem Patienten beschreibt was in seinem Körper vorgeht, wie und warum seine Beschwerde entstanden ist. Das ist möglich, weil es in der Bewegung des Qi und der Pathologien eine Folgerichtigkeit gibt, die in der TCM genau beschrieben ist.

Was ist eigentlich die TCM?

Die Traditionelle Chinesische Medizin ist ein eigenständiges Therapieverfahren. Sie beschäftigt sich in erster Linie mit der Funktionalität des Körpers. Die Funktion ist das was aus einem Zellhaufen lebendige Wesen macht. Es bewegt alles im Körper und ermöglicht alle Prozesse. Die TCM hat eigenständige Arten Diagnosen zu stellen und Krankheiten zu verstehen. Sie ist nicht auf Apparate zur Diagnose und Behandlung angewiesen. Was es braucht ist lediglich das Wissen des Therapeuten über die Materie der TCM, das Wissen über die Zusammenhänge, Einfühlungsvermögen, eine gute Beobachtungsgabe, Intuition und Erfahrung. Ein TCM Arzt braucht kein Labor und keine westlichen Krankheitsdiagnosen, um eine eigene Diagnose zu stellen und zu therapieren. Deshalb eignet sich die TCM als Therapieform bei allen Erkrankungen, auch begleitend zur Schulmedizin und besonders bei Beschwerden, ohne klare westliche Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Behandlungssäulen der TCM sind:

  • Akupunktur
  • Moxibustion
  • Gua Sha
  • Ernährungstherapie
  • Arzneimitteltherapie
  • Körperübungen wie Qi Gong und Tai Chi
  • Schröpfen
  • Tuina

weiterführende Informationen:

Chinesische Medizin

TCM Konzepte

Behandlung mit TCM

Arzt oder Heilpraktiker für TCM?

In der Praxis werde ich oft gefragt was denn ein Arzt der TCM ausübt anders macht als ein Heilpraktiker. Das ist schwer zu beantworten. Inzwischen haben sich sehr viele Ärzte der TCM angenommen, dadurch ist die Chinesische Medizin salonfähig geworden. Auf der anderen Seite wird sie immer mehr in die Schulmedizin integriert, oft symptomatisch angewendet und aus dem Zusammenhang gerissen. Akupunktur wird oft aus der TCM herausgerissen und nach dem Da Wo Prinzip angewendet, symptomatisch und nach bestimmten Schemata. So nach dem Motto, bei der und der Beschwerde, nähme man die und die Punkte und jene Kräuter. Das ist eine Vereinfachung, die manchmal funktioniert und manchmal nicht. Der Mensch ist nun mal sehr komplex und passt nicht immer in Schemata. Allerdings gibt es auch Ärzte, die sich sehr seriös mit der TCM beschäftigen und nur Naturheilkunde oder TCM anwenden, so wie Heilpraktiker in der Regel auch. Es gibt allerdings auch Heilpraktiker, die andere Therapieverfahren anwenden und ein bisschen Akupunktur mit dazu anwenden.

Wer Schulmedizin will, sollte zum Arzt gehen. Wer Naturheilkunde oder TCM möchte, der sollte zu einem Heilpraktiker oder einem Arzt gehen, der nur das anbietet. Zusammenarbeit ist gut und wichtig und ich befürworte das sehr. Doch wer beides macht, macht nichts Ganz, sondern beides nur halb.

Wissenschaftlichkeitsanspruch der TCM

Es bestehen immer wieder Bestrebungen und Versuche, die Wirksamkeit der Akupunktur und der TCM zu beweisen. Besonders von ärztlicher Seite gibt es große Bemühungen in diese Richtung. Man versucht sich Abzugrenzen, indem man die TCM auf Universitätsniveau anpreist oder als akademisch darstellt. Doch ich frage mich, was soll das sein? TCM ist TCM und eine Erfahrungsmedizin, man kann sie nicht akademischer machen als sie ist. Das Qi ist wissenschaftlich, nach dem heutigen Stand, nicht beweisbar. Jeder vernünftig denkende Mensch wird bestätigen, dass wir nicht nur ein Zellhaufen sind, sondern irgendetwas diese Materie bewegt. In der TCM wird das als Qi bezeichnet und genau beschrieben. Trotzdem ist es nicht beweisbar.  Man kann zwar die chinesische Medizin noch mehr systematisieren und in noch mehr Konzepte packen und den Akademikerstempel draufgeben, aber das macht die TCM nicht besser, sondern eher schlechter.

Wer die TCM in Anspruch nimmt sollte wissen, dass es eine überlieferte Erfahrungsmedizin ist. Man kann es ausprobieren und es selbst erfahren. Dieses kleine Risiko muss man eingehen. Beweise gibt es nicht, trotz zahlreicher Studien und Versuche, die TCM dadurch in die Schulmedizin zu integrieren, damit sie auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird. Es gibt Studien, die Hinweise darauf geben, dass die TCM bei bestimmten Erkrankungen hilft und andere, die dem widersprechen. Es kommt eben darauf an, wer und wann diese Studien durchgeführt hat und wie sie designed waren. Ausschlaggebend für den Erfolg der Akupunktur ist unter anderem: Man muss den Akupunkturpunkt treffen! Wer daneben sticht, hat natürlich keinen größeren Effekt als den Placeboeffekt.

Wie auch immer, von der Akademisierung der TCM und der Naturheilkunde halte ich persönlich gar nichts. Das wird nur zu einer größeren Systematisierung und Beschneidung der TCM führen. Und das ist nicht im Sinne der Patienten.

 

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