Können Heilpraktiker heilen?

Heilpraktiker und das Heilen

Was bedeutet Heilung? Kann ein Heilpraktiker heilen oder gar ein Arzt? Wer heilt hat recht, heißt es. Ein Arzt behandelt nur Symptome, während ein Heilpraktiker heilt. Stimmt das?

Es gibt wohl nichts was Menschen so sehr fasziniert wie Heilung und heil werden. Schon immer haben Menschen sich diesem Thema gewidmet. Heiler und Behandler gab es in jeder Gesellschaft und jeder Tradition und immer genossen sie einen hohen Stellenwert in der Gemeinschaft. Das ist heute nicht anders, man denke an den Gott in Weiß.

Jede Gemeinschaft hat eigene Methoden der Heilung entwickelt. Es gab schon immer eine unglaubliche Vielfalt an wirksamen und unwirksamen Methoden der Behandlung. Und immer gab es auch Scharlatane und Geldgierige, die versucht haben, dieses urmenschliche Bedürfnis nach Gesundheit, Heilung und Ganzwerdung sich zunutze zu machen.

Was ist Gesundheit?

Die WHO hatte Gesundheit, als die Abwesenheit von Krankheit definiert. Das macht deutlich, dass in unserer Gesellschaft keine wirkliche Vorstellung von Gesundheit besteht, sondern sie nur über Krankheit definiert wird. Die gängige Medizin beschäftigt sich mit Krankheit und nicht mit Gesundheit. Man versucht Krankheiten zu kurieren, weiß aber nicht genau was ein heiler, gesunder Zustand ist.

Der Mensch ganzheitlich

Der Mensch besteht aus einem sichtbaren, materiellen Teil, dem Körper und einem unsichtbaren Teil. Der unsichtbare Teil besteht aus Gefühlen, Gedanken und dem Spirit oder Geist, wobei Geist nicht mit Verstand verwechselt werden sollte. Spirit ist das, was jenseits der Dualität liegt und deshalb mit materiellen Mitteln nicht greifbar oder beweisbar ist. Er kann jedoch erfahren werden.

In unserer Gesellschaft definieren wir uns über die Materie und den Körper. Wir tun so, als ob wir ein Bündel aus Knochen, Fleisch und Haut wären und dort aufhören wo unser materieller Körper aufhört.

Gleichzeitig weiß jeder Mensch, dass das nicht wahr sein kann, weil jeder Mensch in sich wahrnehmen kann, dass er mehr ist als das. Doch das wird oft verdrängt. Vermutlich aus Angst, das Unbegreifliche nicht greifen zu können, oder gar als Esoteriker beschimpft zu werden.

Und dennoch wissen wir alle, aufgrund der ganz persönlichen Erfahrung mit uns selbst, dass wir mehr sind als eine Maschine, bestehend aus Haut, Fleisch und Knochen.

Esoterik und Heilung

Esoterik hat eigentlich nichts mit Glauben, Aberglauben oder Glaubensreligionen zu tun. Es ist eine Wissenschaft, die sich mit dem Inneren und dem Unsichtbaren beschäftigt. Eine Wissenschaft ist sie deshalb, weil man wirklich wissen kann und nicht glauben muss. Wissen kann man durch eigene Erfahrung. Es gibt keine Geräte und Laboruntersuchungen, die das beweisen können was man selbst erfährt. Doch jeder der eine Erfahrung gemacht hat weiß, dass sie wahr ist, in diesem einen Moment und in diesem Kontext.

Dualität und Gesundheit

Wir Menschen leben in einer polaren Welt, in einem Spannungsfeld, zwischen Yin und Yang. Das erzeugt unweigerlich andauernde Reibung und Widerstand. Wir schwanken immer zwischen „gut“ und „böse“, zwischen positiv und negativ, zwischen hell und dunkel. Ständig gehen uns Gedanken durch den Kopf, die Gefühle erzeugen. Nachrichten und Informationen erreichen uns, die uns in Wallung versetzen und unser Nervensystem beeinflussen. Das wiederum hat einen Einfluss auf den Körper. Schlechte Ernährung, Zusatzstoffe, belastetes Wasser, Elektrosmog bedrohen andauernd unsere Gesundheit. Das Gleichgewicht unseres Körpers, unserer Gefühle und Gedanken ist ständig bedroht.

Yin und Yang, sind polare Kräfte, die Spannung erzeugen und dadurch Widerstand. Der Körper, die Gefühle und die Gedanken sind der Polarität unterworfen und folgen ihrer Gesetzmäßigkeit. Sie erzeugen Spannung, Wiederstand, Reibung und Bewegung. Dadurch entsteht Leben in der Materie, aber auch Krankheit und Leid.

Arbeiten Heilpraktiker ganzheitlich?

Heilpraktiker beziehen sich oft auf die Ganzheitlichkeit. Der Heilpraktiker würde den Menschen ganzheitlich sehen und behandeln, während der Arzt nur Symptome behandelt und würde nebenher auch noch Nebenwirkungen erzeugen.

Stimmt das?

Ärzte beschäftigen sich nur mit dem materiellen Körper, sie reparieren das was „kaputt“ gegangen ist, so ähnlich wie bei einem Auto. Ist der Auspuff kaputt, dann wechselt man ihn aus. Eine Autowerkstatt kann eine Garantie für seine Reparatur geben, ein Arzt jedoch nie. Warum ist das so? Ein Mensch ist mehr als sein materieller Körper. Er wird von Faktoren beeinflusst, die jenseits der Materie liegen und mit schulmedizinischen Methoden weder erfasst noch behandelt werden können. Die Schulmedizin kann oft nur das Schlimmste verhindern. Heilen kann sie nicht.

Und der Heilpraktiker?

Auch der Heilpraktiker kann nicht heilen!

Der Heilpraktiker geht jedoch einen Schritt weiter. Er betrachtet nicht nur den Körper, sondern auch dessen Funktion und sein Umfeld. Seine Denk- und Arbeitsweise ist nicht digital sondern analog. Er sieht die Dinge nicht in Kategorien und Schubladen, sondern im Verhältnis zueinander und versucht diese Unverhältnismäßigkeiten auszugleichen. Er sieht Krankheit als einen Prozess, den er versucht zu stoppen oder umzudrehen und versucht dabei möglichst viele Informationen einzubeziehen. Das ist der Grund, warum eine Anamnese beim Heilpraktiker länger dauert als beim Arzt. Es geht also nicht nur darum, dem Patienten zuzuhören und ihn zu tätscheln, wie oft behauptet wird, sondern um wichtige Informationen zu gewinnen, die man für seine Therapie benötigt.

Sie arbeiten umfassender, beziehen viel mehr Faktoren mit ein und betrachten Krankheiten als Prozess, den man verändern muss um Leiden zu lindern. Sie versuchen nicht die Krankheit zu behandeln und wegzumachen, sondern das Ungleichgewicht welches dieser Krankheit zugrunde liegt. Das ist der Grund warum sie dort erfolgreicher sind wo die Schulmedizin versagt. Es ist nicht allein die Zeit und die Zuwendung, die den Erfolg des Heilpraktikers ausmachen, sondern seine andere Herangehensweise.

Genaugenommen ist das auch noch nicht ganzheitlich.

Der Mensch ist ein multidimensionales Wesen

Der Mensch ist Körper, Seele und Geist heißt es. Er kann seinen Körper spüren und wahrnehmen, er kann seine Emotionen wahrnehmen und seine Gedanken, gleichzeitig kann er sich als spirituelles Wesen wahrnehmen.  Er ist all das gleichzeitig und gleichzeitig befindet er sich in einem Umfeld, welches ihn als Ganzes Wesen beeinflusst.

Der Ursache für Krankheiten und Leiden kann in all diesen Aspekten liegen, deshalb bedeutet ganzheitliches Heilen alles miteinzubeziehen.

Ganzheitliches Heilen

Ganzheitliches Heilen kann nur in der Zusammenarbeit und Integration stattfinden. Es bedeutet Schulmedizin in Anspruch zu nehmen, zum Heilpraktiker zu gehen, auf sein Umfeld zu achten, sich gesund zu ernähren, zwischenmenschliche Kontakte zu pflegen, auf den Bezug zur Natur und auf sein Seelenheil und Seelenhygiene zu achten. Es schließt geistiges Heilen mit ein und Gesundbeten. Es bedeutet auch anzuerkennen, dass man ein spirituelles Wesen und weit mehr ist als sein Körper, seine Gedanken und Gefühle.

Yogi Bhajan, ein spiritueller Meister und Yogi sagte einmal: Du bist kein Mensch der eine spirituelle Erfahrung macht, sondern du bist ein spirituelles Wesen welches eine menschliche Erfahrung macht“

Aus dieser Sparte können wir Erkrankungen und Heilung betrachten.

Krankheit als Gleichgewicht und Chance

Eine Krankheit ist der Versuch des Körpers etwas auszugleichen. Wenn irgendetwas aus dem Gleichgewicht geraten ist, dann produziert der Körper Symptome. Deshalb können wir Symptome und Krankheiten als Zeichen nutzen um etwas über uns selbst zu erfahren und das, was nicht heil ist ins Gleichgewicht zu bringen.

Gleichzeitig müssen wir uns bewusstmachen, dass das Leben ein ewiger Prozess ist und Gesundheit momentaner Zustand, der sich im nächsten Moment wieder verändern kann.

In der von der Wissenschaft begrenzten Welt glaubt man Krankheiten bekämpfen oder besiegen zu können, weil man sie nicht verstanden hat.

Krankheiten gehören zum Menschen, man kann sie verstehen und sie dadurch lindern. Besiegen oder bekämpfen kann man sie nicht. Man besiegt eine Krankheit und schon tauchen zwei neue auf.

Die Wissenschaft ist schon so weit vorgedrungen und hat so viel entdeckt und trotzdem ist das Leben ein Mysterium geblieben.

Das Unsichtbare erfahren und heil werden

Wenn man in einem Zustand der Stille und der Neutralität kommt, dann kann man das Unsichtbare, seinen Geist, das Nicht-Benennbare erfahren. Man kann es nicht greifen, nicht beweisen, aber man kann es wahrnehmen. Wahr – Nehmen.

Das geschieht wenn Yin und Yang für einen Moment schweigen, stillstehen, in Balance kommen und sich dadurch aufheben. Wenn man es erreichen kann, dass die Gefühle und Gedanken zu einem Mittelpunkt kommen und uns nicht in ihrem Strudel fortreißen, dann betreten wir einen neuen Raum, den neutralen Raum. Dort können wir unseren Spirit erfahren. Das ist ein Zustand der Ausgeglichenheit und Neutralität, der Weite schafft. Dualität wird egalisiert, alles wird gleichwertig. Das ist der Zustand der Heilung. Wenn wir es schaffen oft in diesem Zustand zu verweilen, dann kann sich unser Energiesystem und unser Körper entspannen und wir kommen der Heilung, auch die des Körpers, immer näher.

Kann es Heilung und perfekte Gesundheit überhaupt geben?

In der Dualität, als Mensch, ist es unmöglich einen andauernden Zustand der vollkommenen Gesundheit zu erlangen. Das kann in einem kurzen Augenblick gelingen, aber schon im nächsten Moment kann dieses Gleichgewicht wieder bedroht sein.

Was ein Mensch tun kann ist, immer wieder zu versuchen in sein Gleichgewicht zu kommen und möglichst lange darin zu verweilen. Absolute und dauernde Heilung kann es in der Welt der Dualität nicht geben. Deshalb ist Heilung ein großes Wort.

Der Mensch ist schon heil und ganz

Diesen Satz hört man in esoterischen Kreisen sehr oft. Was ist damit gemeint?

Wenn man sich auf seinen Spirit seine wahre Natur zurückzieht, die jenseits der Dualität liegt, dann ist man vollkommen. Dort gibt es weder etwas wegzunehmen, noch etwas hinzuzufügen. Doch als Menschen fühlen wir am intensivsten unseren Körper und unsere Gefühle und Gedanken und diese bewegen sich in der Dualität. Dualität erzeugt Reibung, Widerstand und Schmerz. Das fühlt sich meistens ganz und gar nicht heil und vollkommen an. Der Satz, „Du bist schon vollkommen und heil“ ist im Prinzip die Erinnerung daran, dass wir mehr sind als unserer Körper, unser Verstand und unsere Gefühlswelt.

2 Comments

  1. R.Mundl said:

    Hab den Artikel mit großem Interesse gelesen. Mir ist der Unterschied zwischen dem schulmedizinischen und ganz heitlichen Ansatz sehr viel klarer geworden. Auch den Bezug der Dualität zur Gesundheit finde ich gut erläutert.
    Herzlichen Dank für die kurzweilige und sehr informative Abhandlung.

    19. September 2017
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    • Konstantina Vrontou said:

      Herzlichen Dank für das Feedback!

      19. September 2017
      Reply

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