Diagnose in der TCM

Diagnosefindung, oder wie man in der TCM eine Diagnose erstellt.

Um eine Behandlung mit der TCM zu beginnen braucht man erst einmal eine gute Diagnose. Dazu nimmt der TCM Therapeut mehrere Diagnosemöglichkeiten zur Hilfe dazu gehören die Befragung, die Pulsdiagnose, die Antlitzdiagnose und die Zungendiagnose.

Die TCM beschäftigt sich in erster Linie mit dem Qi des Körpers, also mit der Funktion. Das Qi ist nicht direkt sichtbar. Man kann es weder im Labor testen, noch gibt es Apparaturen, wie sie die Schulmedizin kennt, um eine Störung zu erkennen. So ist man auf Beobachtung angewiesen. Man kann das Qi zwar nicht direkt sehen, sehr wohl jedoch die Auswirkungen feststellen. Ist das Qi in irgendeiner Weise gestört, dann erkennt man diese Fehlfunktion an der Manifestation, den Symptomen und den Zeichen am Körper und auch an der Zunge und am Puls.

Identifikation von Disharmoniemustern nach TCM

Nimmt man all diese Zeichen und Symptome zusammen, kann man oft verschiedene Muster erkennen. Es gibt in der TCM verschiedene Differenzierungsmöglichkeiten um eine Diagnose zu erstellen. Oft nimmt man mehrere davon zur Hilfe. Hier ein kleiner Überblick:

Unter anderem gibt es folgende Differenzierungen in der TCM:

  • Innen / Aussen

Man schaut ob es sich um eine innere oder eine äußere Erkrankung handelt. Ist es eine Infektion, die man sich zugezogen hat, oder handelt es sich um ein inneres Disharmoniemuster? Auf den ersten Blick ist das nicht schwer zu unterscheiden.

Oft liegt jedoch ein inneres Disharmoniemuster vor, welches äußeren Erkrankungen erst den Boden bereiten. Zum Beispiel eine innere Schwäche, die zu immer wiederkehrenden Infektionen führt. Andersherum kann eine schwere Grippe den Körper so sehr schwächen, dass ein inneres Disharmoniemuster entsteht, auch wenn die Grippe schon vorüber ist. So kommen innere und äussere Erkrankungen oft gemischt vor.

Wenn es sich um eine äußere Erkrankung handelt, wenn also pathogene Faktoren in den Körper eingedrungen sind, dann differenziert man ob es sich um eine Kälte oder eine Hitze Erkrankung handelt.

Liegt eine Hitzeerkrankung vor, dann beurteilt man ob sie sich noch relativ im Außen befindet, also im Qi oder ob sie schon tiefer eingedrungen ist und dort Schaden anrichtet. Zum Beispiel im Blut oder im Yin.

Liegt eine Kälteerkrankung vor, dann beurteilt man welche Funktionssysteme sie im Körper blockiert, wo sie sich gerade befindet. Ist sie noch relativ im Außen, an der Haut, den Schleimhäuten und den Muskeln oder ist sie schon tiefer eingedrungen?

  • Fülle/Leere

Man unterscheidet ob es sich um eine Fülle Erkrankung oder eine Leere Erkrankung handelt. Liegt zum  eine Leere an Qi, Blut oder Yin vor? Oder handelt es sich um eine Ansammlung von Nässe, zu viel Kälte oder Hitze, die hinzugekommen ist? Das erkennt man oft an der Ausprägung der Symptome.

  •  Hitze/Kälte

Gibt es Hitze oder Kältezeichen? Und wo zeigen sie sich?

  • Yin/Yang

Man schaut ob es sich um eine Yin oder Yang Erkrankung handelt. Yin Erkrankungen drücken sich durch Yin Zeichen aus. Die Erkrankung ist im inneren des Körpers und in der Substanz, entwickelt sich langsam, tritt eher nachts auf, es kommt zu Trägheit und Langsamkeit und zu Anhäufung von Substanz, Wasser, Blut etc.

Eine Yang Erkrankung dagegen entwickelt sich schnell, ist eher heiß, tritt tagsüber auf, ist eher oben und außen.

  • Pathogene Faktoren

Ferner differenziert man ob Pathogene Faktoren in den Körper eingedrungen sind. Pathogene Faktoren sind Wind, Trockenheit, Hitze, Kälte, Feuer und Nässe.

  • Fünf Elemente

Man differenziert nach den fünf Elementen. Man schaut in welchem der fünf Wandlungsphasen die Erkrankung ihren Ursprung hat und in welchem sie sich ausdrückt. Wasser, Holz, Feuer, Metall oder Erde. Ausserdem betrachtet man welche Auswirkungen das auf die anderen Elementen hat.

  • Leitbahnen

Ferner gibt es die Identifizierung aufgrund der Leitbahnen. Man schaut in welchen Körpergegenden sich eine Erkrankung abspielt und ob ganz bestimmte Meridiane davon betroffen sind.

Wenn es sich um eine äußere Erkrankung handelt, wenn also pathogene Faktoren in den Körper eingedrungen sind, dann differenziert man ob es sich um eine Kälte oder eine Hitze Erkrankung handelt.

  • Organsyndrome

In der TCM werden Yin und Yang Organe unterschieden. Ihre Funktion wird als Funktionskreis bezeichnet, weil ihre Funktion weit über die Funktion, die wir im Westen den Organen zuordnen hinausgeht.

Yin Organe sind Herz, Lunge, Nieren, Milz (Pankreas), Leber

Yang Organe sind Gallenblase, Dickdarm, Dünndarm, Blase, Magen

Jedem Organ werden spezifische Funktionen zugesprochen. Es ist genau beschrieben was jedes Organ und das jeweilige Organ Qi tun muss. Was seine Aufgabe innerhalb des Körpers ist und wie es mit den anderen Organsystemen zusammenarbeitet. Genauso gibt es pathologische Muster. Wenn diese auftreten kann man identifizieren welches Syndrom vorliegt, also welcher Funktionskreis gestört sind.

Da die Organsysteme zusammenarbeiten, wirkt sich eine Fehlfunktion in einem Funktionskreis auch in einem anderen aus. Der TCM Therapeut muss nun herausfinden wie das zusammenhängt und wo er mit seiner Behandlung ansetzt. Das ist so ähnlich wie bei einem Mobile. Bewegt man ein Teilchen, dann verändert sich das gesamte Gefüge.

Diagnosefindung und Therapie

Die Diagnosefindung in der chinesischen Medizin ist wie das hantieren mit einem mehrdimensionalen Gebilde.

Es gibt kein Yin ohne Yang. Deshalb entsteht, wenn Leere vorhanden ist, immer auch Fülle und dort wo Kälte vorhanden, ist entsteht auch Hitze. So liegen oft gemischte Situationen vor. Eine Organfunktion baut auf eine andere auf und sie beeinflussen sich gegenseitig. Eine Äußere Erkrankung kann eine innere zur Folge haben und chronisch werden. Eine innere Disharmonie kann häufige, äußere Erkrankungen und Infektionen nach sich ziehen. Eine Qi Erkrankung kann das Blut beeinflussen und so weiter.

Die Aufgabe des geschulten Therapeuten ist es herauszufinden was Wurzel, also Ursache einer Erkrankung ist und was Zweig ist, also Manifestation und Symptom. Der TCM Therapeut muss dann entscheiden was er als erstes behandeln möchte, wo er als erstes ansetzt und wie er weiter behandelt.

Behandelt er zuerst das Symptom, weil eine Krankheit gerade akut ist oder vernachlässigt er das Symptom und behandelt die Ursache? Oder behandelt er Beides mit unterschiedlicher Gewichtung?

Wie auch immer man sich entscheidet, eine Therapie mit Akupunktur und Chinesischer Medizin ist etwas Lebendiges. Es gibt kein Akupunkturrezept welches man erstellt und dann bei jeder Sitzung anwendet. Jede Akupunkur ist jedes mal ein bißchen anders, je nachdem was aktuell vorliegt und welche Veränderungen sich ergeben haben.

Ganzheitlich bedeutet das Gesamte zu sehen, die Ursache zu behandeln und das Ganze wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wohlwissend, dass das Leben lebendig ist und immer in Bewegung.

Sei der Erste, der das kommentiert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert